Wundprojekt erstmalig in der Berufsfachschule Pflege durchgeführt

„Jeder Patient/ Bewohner mit einer chronischen Wunde vom Typ Dekubitus, Ulcus cruris venosum/ arteriosum/ mixtum oder Diabetischem Fußulcus erhält eine pflegerische Versorgung, die das individuelle Krankheitsverständnis berücksichtigt, die Lebensqualität fördert, die Wundheilung unterstützt und die Rezidivbildung von Wunden vermeidet“ (Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP), 2015).

So und nicht weniger anspruchsvoll heißt es im Nationalen Expertenstandard: Pflege von Menschen mit chronischen Wunden.Eine herausfordernde Arbeit, bedenke man, wie viele verschiedene Wunden es gibt und scheinbar noch viel mehr Möglichkeiten der pflegerischen Versorgung.Die Auszubildenden der BFSP 20.1 und 21.1 stellten sich zwei Tage dieser Herausforderung.

Zu pflegende Menschen mit chronischen Wunden erleiden oftmals Schmerzen und ein gesteigertes Schamgefühl. Die Begleitung und Versorgung dieser Menschen stellt sehr hohe emotionale und fachliche Anforderungen an die Pflegefachkräfte. Durch die vielen verschiedenen Praxiseinsätze sammeln die Auszubildenden eine Vielzahl unterschiedlicher Eindrücke. In diesem Projekt sollen diese Erfahrungen erstmals gebündelt werden und ein Austausch dieser Erfahrungen angebahnt werden.

In Deutschland gibt es etwa 2,7 Millionen Menschen, die von einer der oben genannten Wunden betroffen sind[1], wodurch die Tragweite dieses ernsten und herausfordernden Themas deutlich wird. Aus diesem Grund fand das Projekt nicht im Rahmen des normalen Unterrichts statt, sondern an zwei Tagen für jeweils acht Schulstunden. Es herrschte eine Atmosphäre, die sowohl einen Austausch von Erfahrungen in einem geschützten Rahmen als auch das kritische Hinterfragen beobachteter Szenarien aus der Praxis zuließ.  

Durch verschiedene Themenschwerpunkte erhielten die Auszubildenden einen Überblick über die verschiedenen Ursachen chronischer Wunden (Wundklassifikation), eine phasengerechte Wundversorgung, eine fachliche Wundbeobachtung und Wunddokumentation.Besonders viel Interesse löste die sog. „Materialschlacht“ aus.

Nun sollte aber das neu erworbene Wissen auch Anwendung erfahren. Hierzu schätzten die Auszubildenden „fiktive“ Wunden fachlich ein und erarbeiteten Vorschläge einer adäquaten und zeitgemäßen Wundversorgung. 

„Es waren zwei sehr interessante und erkenntnisreiche Tage“, so eine Auszubildende, „die Neugier und Tatendrang wecken“. Neben viel positivem Feedback sind sich dennoch alle einig: Zwei Tage für ein derart umfassendes Thema reichen, selbst vor dem Hintergrund des exemplarischen Lernens, einfach nicht aus.

So lässt sich sagen, dass erste Berührungsängste genommen werden konnten, die Erfahrungen der Praxis jetzt mit theoretischem Hintergrund eine andere Nachvollziehbarkeit der pflegerischen Versorgung zulassen und weitere derartige Projekte geplant werden… 

https://www.bdc.de/versorgung-von-patienten-mit-chronischen-wunden-und-wundheilungsstoerungen-eine-aufgabe-fuer-die-chirurgie/Suchbegriff: Anzahl chronische Wunden in Deutschland. Abgerufen am: 01.02.2023.