Wenn Wunden mehr als Haut berühren…

Ein Bericht von A. Pfeiffer, A. Resesky und A. Schiller (Berufsfachschule Pflege)

Heute ist der Tag, an dem wir zum ersten Mal in dieses Projekt eintauchen sollte, das uns sowohl so viel versprochen hatte, aber auch Fragen aufwarf, die wir nicht wirklich beantworten konnten. Unsere Mägen fühlten sich an, als wäre er ein dichter Knoten, der einfach nicht aufgehen wollte. Es war ein merkwürdiges Gefühl, das uns begleitete – eine Mischung aus Neugier und einer Spur von Euphorie. Wir hatten uns darauf eingelassen, ohne zu wissen, was uns genau erwarten würde. Ein dreitägiges Wundprojekt.

Der erste Tag vergeht mit Theorie: Die verschiedenen Wundarten und -klassifikationen, die Wundphasen, und welche Pflege sie benötigen. Es ist faszinierend, wie viel Wissen hinter der scheinbar einfachen Tätigkeit der Wundversorgung steckt. Ebenso vielfältig sind die Beobachtungen aus der Praxis, welche alle Anwesenden einfließen lassen. Es wird ein Raum geschaffen für Austausch und Weiterentwicklung.  Doch je mehr wir lernen, desto klarer wird uns, dass der eigentliche Schlüssel zur Wundpflege nicht nur im physischen Bereich liegt. Es geht darum, Empathie zu zeigen und dem Klienten ein Gefühl der Sicherheit zu geben, während wir mit seinen Wunden, seinem Schmerz und seiner Verwundbarkeit konfrontiert wird. Hinter einer Wunde steckt oft wesentlich mehr als nur eine Zellschädigung. Wunden sind so individuell wie die Menschen, die sie erleiden. Jede Verletzung ist einzigartig, sei es durch einen Unfall, eine Krankheit oder als Folge von emotionalem Schmerz. Ebenso unterschiedlich, wie ihre Ursachen und Auswirkungen, sind auch die Erscheinungsbilder der Wunden. Sie können klein oder groß, oberflächlich oder tief, sichtbar oder verborgen sein.

Am zweiten Tag liegt der Fokus auf den chronischen Wunden, denn mehr als zwei Millionen Menschen sind von diesen in Deutschland betroffen. Spezifiziert wird sich in diesem Projekt auf das Ulcus cruris venosum und das Diabetische Fußsyndrom. Krankheitsbilder mit denen wir in der Praxis schon einige Berührungspunkte hatten. Dazu erstellen wir Handouts, um die wichtigsten Fakten festzuhalten und danach eine Versorgung vorzubereiten. Die Vielfalt dieser Wunden spiegelt sich nicht nur in ihrer Form und Tiefe wider, sondern auch in den unzähligen Materialien, die zu ihrer Versorgung zur Verfügung stehen. Von einfachen Pflastern über Kompressen und Mullbinden bis hin zu modernen Wundauflagen und Spezialverbänden, wie Alginate und Hydrokolloide. Wir stellen schnell fest, dass die Medizin eine breite Palette an Versorgungsmöglichkeiten bietet. Die Materialien sind auf die jeweiligen Bedürfnisse der Wunde abzustimmen, um Infektionen zu verhindern, die Heilung zu fördern und Schmerzen zu lindern.

Der dritte Tag bringt alles zusammen: Theorie, Praxis und die daraus anzubahnenden Kompetenzen. Wir merken die Herausforderung, mit chronischen Wunden umzugehen, ist groß – doch noch größer ist die Verantwortung, die wir als Pflegefachkräfte tragen. Chronische Wunden heilen oft langsam oder gar nicht und machen daher eine adäquate Dokumentation unabdingbar. Diese sichert nicht nur die Qualität der Versorgung, sondern unterstützt die Kommunikation im Team und ermöglicht langfristig eine Erfolgskontrolle. Mit den Handouts in der Tasche und einer klaren Vorstellung von den verschiedenen Wundarten machen wir uns auf den Weg in den Pflegearbeitsraum. Als wir schließlich in kleinen Gruppen an den praktischen Präsentationen arbeiten, wird alles Erlernte kombiniert. Erst eine adäquate Einschätzung der Wunde, die Auswahl der passenden Materialien zur Reinigung und Versorgung und abschließend die Präsentation und Begründung des Erarbeiteten.

Am Ende des dritten Tages sind wir erschöpft, aber auch erfüllt. Wir haben das Gefühl, dass wir noch lange nicht alle Antworten haben, aber dass wir auf dem Weg sind, etwas Tiefgehendes zu verstehen…