„Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.”1Das Sterbebegleitseminar der Berufsfachschule Pflege

Täglich sterben in Deutschland unzählige Menschen aller Altersstufen, wodurch die Tragweite der Auseinandersetzung mit dem Thema Tod und Sterben für die angehenden Pflegefachkräfte deutlich wird. Die würdevolle Begleitung und Versorgung von Sterbenden, Verstorbenen aller Altersstufen und deren Angehörigen steht dabei im Fokus und ist auch das Ziel eines Sterbebegleitseminars, welches einen wichtigen wie auch festen Bestandteil im Rahmen der dreijährigen Pflegeausbildung darstellt.

Die fachlichen und emotionalen Anforderungen an die Pflegekräfte sind dabei sehr hoch. Aber auch die Bedürfnisse der Klientinnen und Klienten sowie deren Angehörige dürfen bei diesem Thema nicht vergessen werden. Folglich ging es in dem Sterbebegleitseminar für die Auszubildenden der BFSP 21.1 am Ende des zweiten Ausbildungsdrittels mit ihren Lehrkräften Jana Klement und Mechthild Tameling an den BBS Varel in erster Linie darum, sich behutsam und vorbereitend mit dem Thema Sterben und Tod, vielleicht auch vielmehr mit dem Thema Verlust, auseinanderzusetzen.

Aus diesem Grund fand das Seminar nicht im Rahmen des alltäglichen Unterrichts in den Räumlichkeiten an den BBS Varel statt, sondern wurde für zwei Tage in den Räumlichkeiten des Hospizes am Wattenmeer in Varel ausgelagert. Es herrschte eine Atmosphäre, die sowohl einen Austausch von Erfahrungen in einem geschützten Rahmen als auch ein Zulassen von Emotionen ermöglichte.

Durch verschiedene Referentinnen und Referenten, deren Handlungsfeld die Begleitung von Sterbenden und Verstorbenen darstellt, war es den Auszubildenden möglich, vielseitige Einblicke zu erlangen und unterschiedliche Perspektiven kennenzulernen. Zunächst ging es um die pflegerische Versorgung palliativer Klientinnen und Klienten und Verstorbener im stationären sowie ambulanten Setting sowie um Bestattungen, verschiedenen Formen der Beisetzungen und Angehörigenarbeit. Dazu referierten Herr Winkel (stellvertretender Leiter des Hospizes am Wattenmeer) unter anderem zu den Aufgaben und Zielen des stationären Hospizes und der damit verbundenen Trauer- und Angehörigenarbeit und Frau Lücking (Koordinatorin der Hospizbewegung Varel) zu den Abläufen in der ambulanten Hospizbewegung. Der in Varel ansässige Bestatter und Küster Herr Recksiedler erzählte aus seiner über 30ig-jährigen Berufspraxis. „Wir begleiten nicht nur den betroffenen Menschen, wir sind auch für alle Zugehörigen da.”, so Valeria Köster (Auszubildende BFSP 21.1).

Anschließend fand sich die Klasse in der Auferstehungskirche Varel ein, um eine Beisetzung nachzuempfinden. Dieser Tagesordnungspunkt wurde durch Frau Pastorin Burkhardt initiiert. Gefordert waren die Auszubildenden insbesondere im Rahmen der Angehörigenarbeit und den damit verbundenen Fragen: Wie begleite ich angemessen, wenn Angehörige einen geliebten Menschen verlieren und inwieweit darf oder soll ich mich als Pflegefachkraft in die Begleitung einbringen? Hilfreich war das Aufzeigen möglicher Rituale durch die Referenten, um auch spirituelle Bedürfnisse zu berücksichtigen. Abgerundet wurde der Tag durch eine gemeinsame Friedhofsbegehung, um auch verschiedene Grabstätten kennenzulernen. Begleitet wurde dies durch Frau Bleß (Vorsitzende des Friedhofausschusses).

Am zweiten Tag erhielten die Auszubildenden einen Methodenworkshop durch Frau Adams-Korz (Diakonin/Trauerbegleiterin/Konfetti Elsfleth), welcher im Kern „Tod und Sterben für den Bereich Pflege und Umgang mit Verlusten“ thematisiert hat. Anhand von Selbsterfahrungsübungen sowie Selbstreflexionen wurde die Thematik Tod/Sterben/Verlust angebahnt und vertieft.

„Es waren zwei sehr intensive, anstrengende, aber auch schöne Tage. Die ohnehin bereits starke Klassengemeinschaft stütze selbst alle gezeigten Emotionen und Gefühle. „Wir haben noch einmal ganz neue Facetten unserer Mitschülerinnen und Mitschülern kennengelernt und noch mehr über die Einzelne/ den Einzelnen erfahren.“, so Bianca Kuwald (Auszubildende der BFSP 21.1). „Zu weinen ist eine Stärke, die uns nicht in unserer Professionalität einschränkt.”, so Valeria Köster. Melanie Hobbensiefken ganz persönliches Fazit lautet: „Uns ist bewusst geworden, dass Pflegefachfrau/ Pflegefachmann zu sein bedeutet, Legendenhaut zu berühren.“

Verfasserin: Jana Klement                                                                                                                  

1 Zitat von Heidi Wendel