Besuch im Schulmuseum mit der Berufsfachschule Pflege durchgeführt
von Catrin Hibben (Fachlehrerin Pflege)
Die Biografie eines Menschen ist die Grundlage für eine förderliche Beschäftigung und Aktivierung von Pflegeempfängern in stationären Langzeiteinrichtungen. (…) Dieses Wissen liefert die notwendigen Ansatzpunkte für eine aktivierende Kommunikation und Interaktion.[1]
Biografiearbeit bedeutet, den Menschen, mit dem ich arbeite, zu verstehen. Eine Herausforderung, der sich die Auszubildenden im zweiten Ausbildungsdrittel zur Pflegefachfrau/ zum Pflegefachmann seit letztem Herbst stellen, indem sie Lebensbücher mit dem Titel „Ein Leben im 20. Jahrhundert“ zu und mit ausgewählten alten Menschen verfassen. Hierzu ist es erforderlich und hilfreich gleichermaßen, sich in der gelebten Zeit auszukennen. Es braucht Anknüpfungspunkte, sog. Erzählimpulse, um ins gemeinsame Gespräch zu kommen.
Nachdem wir herzlich von der Leitung empfangen wurden, waren wir auch schon mittendrin. Unterricht, wie im letzten Jahrhundert in Originalräumen (Klassenraum aus dem Jahr 1910) mit originalen Materialien damaliger Schulzeit. Wir trugen Schürzen und Kragen und nahmen die Rolle der damaligen Schülerinnen und Schüler ein. In Zweierreihen aufgestellt und in den Klassenraum geführt, wurde ein Gebet gesprochen, ein Volkslied gesungen, noch ehe wir uns setzen durften. „Das waren wirklich andere Zeiten“, so die Auszubildenden. Auffallend, dass das Singen von Liedern in der Schule heutzutage scheinbar keine erwähnenswerte Rolle mehr spielt. „Schade“, wie die Auszubildenden finden. Kennen die zu pflegenden Menschen doch alle noch entsprechendes Liedgut, was, wie wir aus der Betreuung, insbesondere demenziell veränderter Menschen wissen, einen Schlüssel des Zugangs in erinnerte Zeiten bietet.
Eine gewisse Strenge erfuhren wir an diesem Vormittag und folgten dem Unterricht mit einer gewissen Ehrfurcht. In Sütterlin den eigenen Namen zu schreiben oder mit einem Abakus zu rechnen, rundeten den gemeinsamen Unterricht aus Wilhelminischer Zeit ab. Sogar in der Ecke stehen, mussten vereinzelt die Auszubildenden. Und auch die Hände mussten vorgezeigt werden, um sie auf Sauberkeit zu überprüfen. Heute undenkbar…
Noch bis in die 70er Jahre, so die Museumsleitung, wurde die Prügelstrafe praktiziert. Erinnerungen, die eine ganze Generation prägten und prägen…
Der Besuch im Museum beförderte durch Anschauung und Befühlen einen neuen Zugang zu einer anderen Zeit. Diese Erfahrungen gilt es jetzt in der Weiterarbeit der Lebensbücher aufzugreifen und als Gesprächsimpulse zu nutzen, um das individuell Erlebte zu verschriftlichen.
„Es ist spannend, das alles zu sehen und ein Gefühl davon zu bekommen, welche Strapazen die Kinder und Jugendlichen von damals, alleine für den langen Schulweg, in Kauf nehmen mussten“, so eine Auszubildende.
Der Austausch im Museum und in der Lerngruppe haben vielfache Informationen befördert. Erfahrungen, von denen die zu pflegenden Menschen der Lebensbücher bereits berichtet hatten, können nun mit entsprechendem Hintergrundwissen nutzbar gemacht werden.
Zurück in der heutigen Schulzeit wurden im folgenden Unterricht Methoden befördert, die Arbeit an den Lebensbüchern erneut aufzunehmen und gezielt biografische Gespräche anzubahnen.
Pflege. I care. Thieme. 2., überarbeitete Auflage. 2020.
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